Die ALFI (Association of the Luxembourg Fund Industry) ist das Gesicht und die Stimme der luxemburgischen Asset Management- und Investmentfondsgemeinschaft. Der Verband hat es sich zur Aufgabe gemacht, Luxemburg zum innovativsten internationalen Investmentfondszentrum zu entwickeln. Ulrich Juchem, Leiter der Verwahrstelle der DZ PRIVATBANK S.A., ist bereits seit vielen Jahren bei der ALFI aktiv und wurde kürzlich zum Vize-Präsident gewählt. Ein guter Grund, von ihm aus erster Hand zu erfahren, woran gerade gearbeitet wird, was den Spirit innerhalb der ALFI ausmacht und welche persönlichen Projekte er aktuell verfolgt.
Herr Juchem, wie kommt man an eine Funktion innerhalb der ALFI und wie arbeiten die einzelnen Vertreter zusammen?
Die ALFI ist ein Industrieverband in dem Marktteilnehmer des Fondsstandorts Luxemburg auf verschiedenen Ebenen zusammenarbeiten. Geleitet wird der Verband vom Verwaltungsrat (Board of Directors), welchem ich seit vier Jahren angehöre. Zuvor war mein Kollege Julien Zimmer u.a. als Treasurer bis zur Erreichung der Maximaldauer von zehn Jahren aktiv. Die 29 Boardmitglieder werden nach einem Nominierungsprozess durch die Generalversammlung gewählt und aus dessen Reihen ein Chairman samt zweier Stellvertreter und einem Treasurer bestimmt. Diese Personen bilden dann gemeinsam mit dem fest angestellten Generalsekretär des Verbands, das sogenannte „Executive Committee“. Seit der letzten Wahl im vergangenen Sommer habe ich die große Ehre, diesem Gremium als Stellvertreter unseres Chairmans Jean-Marc Goy, anzugehören.
Weiterhin gibt es neben den direkt bei der ALFI angestellten Kollegen, die für das Organisatorische und die zahlreichen weltweiten Events verantwortlich sind, die Ebene der Arbeitsgruppen für die Facharbeit. Letztere sind wechselnde Teilnehmer aus ALFI-Mitgliedsfirmen, die in ca. 40 Arbeitsgruppen mit jeweils 10-20 Teilnehmern ausgewählte Themen analysieren und Konzeptpapiere verfassen. Dabei werden beispielsweise alle relevanten neuen regulatorischen Themen besprochen, im besten Fall ein gemeinsames Verständnis hergestellt und Festlegungen getroffen, die sich zum Marktstandard etablieren können. Andere Gruppen befassen sich mit eher technisch-prozessualen Themen oder der Organisation der verschiedenen Events. Mitglieder haben über diese Arbeitsgruppen die Gelegenheit, sehr früh Informationen zu erhalten um diese bestmöglich in praxistaugliche Prozesse zu überführen. Das ist für mich ein ganz großer Vorteil der ALFI Mitgliedschaft, die viele Chancen zur Nutzung bietet. Eine Reihe von Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich Fondsdienstleistungen der DZ PRIVATBANK S.A. sind innerhalb verschiedener Arbeitsgruppen aktiv.
Mit welchen Parteien arbeitet die ALFI primär zusammen?
Die ALFI ist in verschiedene Richtungen aktiv. Da beispielsweise immer mehr Regularien seitens der EU-Ebene auf den Weg gebracht werden, ist die ALFI über das mit drei Personen permanent besetzte representative office in Brüssel, auch räumlich sehr nah an der ESMA, der europäischen Wertpapieraufsichtsbehörde und den weiteren EU-Institutionen präsent. Zum anderen besteht ein enger Austausch mit dem europäischen Dachverband EFAMA sowie weiteren Fondsverbänden wie beispielsweise dem BVI in Deutschland. National sind als unsere „Ansprechpartner“ vorwiegend die CSSF sowie das Finanzministerium zu nennen, aber auch weitere nicht-staatliche Organisationen wie beispielsweise Verbände und Gewerkschaften. Zusammenfassend kann man sagen, dass Kontakt zu allen Institutionen besteht, die Einfluss auf die Fondsindustrie haben.
Welche Themen und Ziele hat sich die ALFI für die nächsten Jahre vorgenommen?
Die ALFI hat in den letzten Jahren unheimlich viele regulatorische Themen bearbeitet und dieser Bereich wird auch immer die Kernarbeit bleiben. Zu den übergreifenden Themen bis zum Jahr 2025 gehören neben der Entwicklung innovativer, grenzüberschreitender Anlageprodukte und eines Rahmenwerks zur Förderung nachhaltiger Produkte, auch die Ausweitung der globalen Vertriebswege für UCITS-Fonds und des Angebots im Bereich der Alternativen Investments. Weiterhin ergeben sich immer mehr datengetriebene Themen. Ganz konkret wurde kürzlich beispielsweise eine Arbeitsgruppe zur Standardisierung des gesamten Datenaustauschs innerhalb der Fondsindustrie gegründet. In der Branche werden übergreifende Kennzahlen (KPIs) benötigt, für die unterschiedliche inhaltliche und technische Vorgaben gelten. Es wäre für den Markt eine enorme Erleichterung, wenn hier ein Standard KPI Datenblatt eingeführt wird, welches einheitliche Merkmale aufweist und in einem bestimmten Format geliefert wird. Andere Themen beziehen sich auf ESG-Datenqualität und Standards in diesem Zusammenhang.
Ich persönlich möchte vor allem das Themenfeld Daten vorantreiben und unterstütze ganz aktuell die Vorbereitung der Roadshow in Frankfurt, für die wir ein spannendes Programm zusammenstellen.
Was hat Sie bisher an der Tätigkeit in der ALFI überrascht?
Nach vier Jahren überrascht einen nicht mehr viel, aber eine Beobachtung fällt mir immer wieder neu auf. Es bereitet mir wirklich große Freude zu sehen, wie viele Themen mit welcher Schlagzahl bewegt werden und wie engagiert die Menschen inhaltlich in die Tiefe gehen. Luxemburg ist der zweitgrößte Fondsstandort der Welt und daran hat die ALFI sicher ihren Anteil. Man hat somit eine Verantwortung und ein Ziel, diesen Platz zu verteidigen bzw. auszubauen Der Verband wird wie ein Unternehmen geführt, in dem es sehr interessante Themen gibt und bei denen ich auch persönlich viel dazu lerne. Ich konnte bereits viele interessante Menschen kennenlernen, meinen Horizont erweitern, mein Englisch um einiges verbessern, aber auch private Kontakte knüpfen.
Welchen Mehrwert bringt die ALFI-Mitgliedschaft der DZ PRIVATBANK S.A. und ihren Kunden?
Wir sind durch unsere aktive Mitgliedschaft in der Lage, die Fragen unserer Kunden und Geschäftspartner sehr früh zu beantworten. Wir haben zu den aktuell laufenden Themen sowohl auf EU- als auch auf luxemburgischer Ebene das Ohr auf der Schiene, geben Input zu Umsetzungsmöglichkeiten in der Praxis und bestimmen so die Entwicklungen maßgeblich mit. Somit können wir auch die Bedürfnisse unserer Kunden mit vertreten und aktuelle Diskussionen in die richtigen Bahnen lenken.
Unsere Mitarbeiter können über die Beteiligung in den Arbeitsgruppen ihr Fachwissen vertiefen, Führungsverantwortung übernehmen und ihr Netzwerk erweitern. In gewisser Weise rundet die Präsenz in der ALFI das Gesamtbild unserer Bank als führender Asset Service-Dienstleister in der DACH-Region ab.